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Kramsacher Rechen 1992 -2002
1992

Kramsacher Rechen
1992
DER KRAMSACHER RECHEN – eine retrospektive Betrachtung.

Kramsacher Rechen – das ist lange her … 

Das war eine Gruppe, ein Verein von initiativen Menschen in Kramsach, denen eine konstruktive Reflexion und Weiterentwicklung des Lebensraumes so viel Wert war, dass sie Zeit und Energie investierten, um wichtige und interessante Themen aufzugreifen und voranzubringen. Zugleich war der Kramsacher Rechen auch eine periodisch erscheinende Zeitung und berichtete vom Leben und Geschehen in Kramsach. Viermal im Jahr kommentierte das Redaktionsteam das Dorfgeschehen, Entscheidungen in der Gemeindepolitik, spitzte relevante Themen zu, beziehungsweise lud auch zur Diskussion darüber ein.

Über einen Zeitraum von 10 Jahren prägte die Aktivität dieses Vereins des Kulturgeschehen und den politischen Diskurs im Bereich der Landgemeinde Kramsach mitten im Tiroler Unterinntal.

Der Name „Kramsacher Rechen“ war geschickt gewählt. Der Bezug zum Rechen der historischen Holztrift in der Brandenberger Ache war allen Ortskundigen vertraut. Mitten im künstlich erzeugten „Trift-Hochwasser“ im Bereich der Lände der Gemeinde Kramsach stand dieser Rechen. Hier am Ende der Trift wurden die Baumstämme aufgefangen, blieben hängen und wurden schließlich sortiert. Dieses Auffangen, Hängenbleiben und Sortieren von Themen, Ereignissen und Problemen hatte einen interessanten und soliden Zeit- und Regionsbezug, den die Leser:innen des Kramsacher Rechens gut verstanden.

Viermal im Jahr trafen sich die Personen des Redaktionsteams, trugen Informationen und aktuelle Themen zusammen. In mehreren Sitzungen wurde an Inhalten und Schwerpunkten intensiv diskutiert und gefeilt, um eine weitere interessante Ausgabe des Kramsacher Rechens zu produzieren. Aus heutiger Sicht beinahe anachronistisch, fast unvorstellbar. Wenn heutzutage jemand Zeitung macht, orientiert man sich „natürlich“ an gewinnorientierten Kommerzkonzepten. Es verwundert auch nicht wirklich und relativ viele Menschen sind bereit, bis zu einem gewissen Grad das auch zu akzeptieren. Es gibt allerdings auch Grenzen. Wenn Gewinnsucht und Inseratenplatzieren überhandnehmen, wird der Informationsgehalt solcher periodischen Schriften durchaus in Zweifel gezogen. 

Über den Zeitraum von zehn Jahren, wurde der Kramsacher Rechen für die Bevölkerung Schritt für Schritt eine verlässliche Informationsplattform. Entscheidungen des Gemeinderates, Planungsvorhaben der Gemeinde und Verluste oder Überschüsse von Budgets wurden, oftmals mit Kommentaren begleitet berichtet. Zahlreiche Vereine im Ort fanden in diesem Blatt eine Plattform und konnten ihre Aktivitäten präsentieren. Zahlreiche Kulturveranstaltungen, Jazz-Konzerte, Diskussionen und Lesungen wurden organisiert und durch entsprechende Ankündigungen eben auch in dieser Zeitung einer breiten Öffentlichkeit bekanntgegeben und diskutiert. 

Mitunter kann man heute, fast zwanzig danach noch hören, dass jemand meinte, die aktuelle Information habe er kürzlich im Kramsacher Rechen gelesen, obwohl es diesen seit Jahren nicht mehr gibt. Eine Bemerkung wie diese zeigt, dass der Kramsacher Rechen ohne Zweifel das Gründungsziel und die Motivation, das Gemeindegeschehen kritisch und breit zu kommentieren, erreicht hatte. Im Nachhinein zeigte sich auch, dass der Kramsacher Rechen, das Kramsacher „Zeitungsgeschehen“ ein Stück weit mitprägte. Schließlich wurde die Gemeindezeitung erst Jahre später als Information im Gemeindegebiet regelmäßig produziert und etabliert. Auch andere Zeitungen in der Region fanden erst in Folge der vorhandenen Lücke ihren Platz. 

Wenn jetzt Elmar Widmann, als Dorfchronist mit seinem Team neben zahlreichen interessanten Themen nun die Historie des Kramsacher Rechens aufgreift und rückblickend Wert und Bedeutung sortiert und diese Ereignisse „chronisch“ einordnet, so freut mich das sehr. Im wahrsten Sinn des Wortes ist damit etwas hängen geblieben und kann damit neu sortiert werden …

 

In diesem Sinn mit besten Grüßen

Helmut Nindl, ehemaliger Obmann des „Kramsacher Rechen“ (Kulturverein und Zeitung)
 Kramsach, April 2023


Autor:
Elmar Widmann
Kategorien:
Quellen:
Helmut Nindl

Kramsacher Rechen 1992 -2002