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Demonstration zur Rettung der Brandenberger Ache
15.08.1971
Kramsach info

Rettet die Brandenberger Ache Teil 1
15.08.1971
Im Frühjahr 1971 stellte Kufsteins Bürgermeister Wahrstötter dem Kramsacher Gemeinderat den Kraftwerksplan an der Brandenberg Ache vor: Stau vor der Möslklamm in Brandenberg, Druckstollen durch den Voldöppberg, Kraftwerk im Bereich des Moosfelds/Inn. Dr. Fritz Gapp erfuhr von diesen Plänen, empfand sie als so gravierenden Eingriff, dass er seine jungen und ins öffentliche Geschehen eingebundenen Freunde (Walter Rampl, Klaus Loinger, Herlinde Lederer, Toni Meier, Josef Simon, Fritz Ebenbichler) ermunterte, dagegen anzukämpfen. Eine fast wasserleere Ache in den vorderen Klammen, ein Ortsbild mit trostlosem Schotterband ohne Rauschen und Plätschern in den sonnigen Niederwasserzeiten und dauernder Zugangsbeschränkung – das entsetzte die Gemüter. Durch Jahrhunderte war die Ache Hauptarbeitsgeber unserer Väter, ist heute ein geschätzter Erholungs-, Spiel und Sportplatz, bietet Eltern und Kindern an heißen Tagen eine unbegrenzte Badegaudi. Noch sehr ausbaufähig bleiben für unsere Gäste die eindrucksvollen Naturerlebnisse in den schroffen, wilden Klammen mit ihren tosenden Wassern. Widerstand regte sich in den Vereinen, der Turnerschaft mit ihren Clubs, den Schützen, Sängern, der Musik, beim Fremdenverkehr, allen Naturbewussten. Der Wille, dagegen anzukämpfen, wuchs täglich. Klaus Loinger bat zu gemeinsamen Beratungen ins Schützenheim. Beschlossen wurde ein Protestumzug, so eindrucksvoll wie noch nie. Jeder übernahm eine Aufgabe: Transparente an allen Brücken und Plätzen, Plakate, Aufrufe, Werbung. Für zündende Texte sorgte Klaus Loinger, Postwurfsendungen übernahm Josef Simon vom FKV, Zeitungen und ORF versorgte Fritz Ebenbichler, Ideen sprudelten bei jeder neuen Sitzung. So stattete der Sänger Stephan Antretter seinen Arbeitsbus mit Lautsprechern aus. Überall im Ort und in den Nachbargemeinden prangte die Werbung für den Protestumzug, gestaltet von vielen überzeugten Helfern. Auch die Autobahneröffnung wurde mit Transparenten und Werbeschriften zu überregionalem Aufsehen genützt. Dann der 15. August 1971. Gesegnet mit einem herrlichen Sommertag. Geschlossen voraus der gesamte Gemeinderat, gefolgt von den Vereinen, Bürgern groß und klein aus nah und fern mit Transparenten, Plakaten, aufgeputscht durch 5 Musikkapellen, den zweien aus Kramsach und den hilfreichen Nachbarn und die kamen nicht allein. Viele der damals zahlreichen Sommergäste reihten sich solidarisch ein – ein Gast rief: »Das ist Tiroler Blut, da wird die Heimat  nicht mit Geld verkauft!« Langsam bewegte sich die Masse zwischen Schauwägen, angefeuert durch Neugierige am Straßenrand durch den Ort zum Volksspielhaus, wo Resolutionen präsentiert und Einigkeit beschworen wurde. Der Platz konnte gar nicht alle fassen. Die Polizei schätzte insgesamt fast 8000 Menschen. So etwas war im mittleren Unterinntal noch nie da! Die Berichte in den Tageszeitungen, den Lokalblättern mit Bildern und Texten standen dem Lokalfernsehen nicht nach. Dieser Protest machte Eindruck in Kufstein, im Landhaus und verunsicherte die Planer. Konnte man den Kramsachern das wirklich zumuten? Gibt es Varianten? Es verliefen noch zähe 15 Jahre, bis der gesamte Flusslauf als Naturdenkmal unter Schutz gestellt wurde. 

Autor:
Fritz Ebenbichler
Kategorien:
Quellen:
Kramsach info 04/2011 Nr. 40

Demonstration zur Rettung der Brandenberger Ache
Hubert Ebenbichler, Friedbert Hueber, Fritz Volland, Ernst Haas, Josef Simon, Alois Gast
Fast 8.000 Menschen beteiligten sich am Demonstrationszug zum Volksspielhaus am 15. Aug...
Am Volksspielhaus