In den Berichten des »Krippenfreundes« scheint Kramsach erstmals in der Nr.37 vom Februar 1920 auf. Darin kann man lesen, dass der Wörgler Krippenvater Johann Seisl in der Weihnachtszeit des Jahres 1919 in St. Johann, Kufstein, Oberau und Kramsach Wanderversammlungen abgehalten und bei der Gründung von Ortsgruppen mitgeholfen hat.
Seisl war schon Jahre vorher jeweils einmal zur Adventzeit nach Kramsach gekommen und hatte durch seine Vorträge mit Lichtbildern über orientalische und heimatliche Krippen großes Interesse bei den Krippenfreunden geweckt. Bereits 1917 hatte Johann Seisl begonnen, für die Pfarrkirche Voldöpp eine orientalische Krippe zu schnitzen, welche zu Weihnachten 1923 erstmals komplett aufgestellt werden konnte. Heute noch sind diese Figuren alle zwei Jahre in einer Voldöpper Kirchenkrippe zu bewundern.
1919: Die offizielle Gründung des Krippenvereins Kramsach erfolgte im Jahre 1919. Als Gründungsmitglieder sind erwähnt: Anton Gritsch (Kaufmann), Josef Meier (Gerichtsbeamter), Ludwig Ebenbichler (Schuldirektor), Karl Lettenbichler (Postangestellter), Josef Tschaufesser (Baumeister), Andrä Bramböck (Landwirt), Josef Lettenbichler (Kaufmann) und Josef Reiter (Angestellter).
Bald nach der Gründung ist in den Annalen der Tiroler »Krippeler« zu lesen, dass 72 Kronen Vereinsbeitrag aus Kramsach in Innsbruck eingelangt sind. In der Krippenzeitung vom Februar 1921 wird erstmals ein Krippenpfleger aus Kramsach genannt, nämlich der bereits erwähnte Kaufmann Anton Gritsch, der für die Kirchenkrippe Voldöpp zuständig gewesen war.
Von mündlichen Überlieferungen ist bekannt, dass man hier auch in der Zwischenkriegszeit regelmäßig Veranstaltungen abgehalten hatte, man erzählte von Krippenandachten, Lichtbildervorträgen und Krippenausstellungen.
Eine besondere Initiative ergriffen Obmann Anton Gritsch und seine begeisterten Mitarbeiter im Verein um 1936, als sie den begabten Kramsacher Bildhauer Peter Madersbacher beauftragten, eine zweite Kirchenkrippe für die Voldöpper Pfarrkirche zu schnitzen. Diese sollte aber im Gegensatz zur orientalischen Seislkrippe im heimatlichen Stil gebaut und geschnitzt werden. Interessant dabei war, dass dieses Werk durch Spenden vieler Krippenfreunde zustandekam, wobei sich jeder verpflichtete, die Kosten für eine Figur zu übernehmen. Seither können in der Voldöpper Kirche jährlich abwechselnd die »Seislkrippe« und die »Madersbacherkrippe« aufgestellt werden.
1951: Anton Gritsch übte das Amt des Obmannes durch Jahrzehnte aus und übergab im Jahr 1951 diese Funktion an Georg Atzl, vulgo »Panzl Örgei«. Atzl, selbst ein weithin bekannter Krippenschnitzer und Erbauer zahlreicher Krippenberge, gelang es, den Verein neu zu beleben. Unter seiner fachkundigen Anleitung wurden in den 1950er Jahren von interessierten Jugendlichen pro Jahr etwa 10 bis 15 Krippenberge gebaut.
1977: Nachdem Fritz Ebenbichler jahrelang dem Obmann Georg Atzl als geschäftsführender Obmann zur Seite gestanden war, übernahm bei der Jahreshauptversammlung im Jahr 1977 der damalige Hauptschullehrer und spätere Volksschuldirektor Werner Salzburger diese Funktion.
1979: Als Atzl im Jahr 1979 im 80. Lebensjahr das Amt als Vereinsobmann zurücklegte, wurde Werner Salzburger als sein Nachfolger gewählt. Georg Atzl wurde nach fast drei Jahrzehnte langer Obmanntätigkeit in Würdigung seiner Verdienste um die Ortsgruppe Kramsach zu deren Ehrenobmann ernannt. Kurz darauf wurde er auch Ehrenmitglied der Landesgruppe der Krippenfreunde Tirols.
1980: Bei der Generalversammlung am 8. Dezember 1980 wurde Werner Salzburger zum neuen Obmann gewählt, als sein Stellvertreter Pepi Stubenvoll, Kassier und Schriftführer Simon Madersbacher. Damals wurde beschlossen, alljährlich eine Krippenfahrt für Mitglieder zu organisieren und dabei entweder ein traditionelles Krippendorf oder ein Museum zu besuchen.
1984: Anlässlich des 65-jährigen Bestehens unseres Vereins im Jahr 1984 fand in Kramsach der Tiroler Landeskrippentag statt. Im Rahmen dieses Treffens der Vertreter aller Ortsgruppen unseres Landes war im Festsaal der Volksschule eine denkwürdige Krippenausstellung zu sehen, die eine sehr große Besucherzahl anlockte. Im selben Jahr war vom Verein in der Nähe des Volksspielhauses ein Gedenkstein zum 10. Todestag des Bildhauers Peter Madersbacher errichtet worden.
Innerhalb von 8 Jahren stieg die Mitgliederzahl unserer Ortsgruppe von 30 auf über 100. Für seine vorbildliche, gewissenhafte und sehr rührige Tätigkeit wurde der damalige Schriftführer und Kassier Simon Madersbacher nach neun Jahren seiner Funktionsausübung im Jahr 1986 zum Ehrenmitglied ernannt. Beim Landeskrippentag 1992 in Wildermieming wurde Madersbacher auch seitens des Landesverbandes für sein erfolgreiches Wirken als Kassier und Schriftführer geehrt. Unser Obmann Werner Salzburger erhielt für seine Verdienste um die Tiroler Krippe bei dieser Versammlung das silberne Ehrenzeichen des Landesverbandes überreicht.
1993: Nach dem Tod unseres verdienten Funktionärs Simon Madersbacher im Jahr 1993 übernahm Leo Möse das Amt des Kassiers, Renate Stubenvoll wurde als nachfolgende Schriftführerin gewählt. 10 Jahre nach der bereits erwähnten beeindruckenden Krippenausstellung wurde in der Volksschule anlässlich der 75-Jahr-Feier wieder eine solche veranstaltet.
Nach der wiederum sehr erfolgreichen Krippenschau beschäftigten sich die Ausschussmitglieder mit dem Gedanken, auch hier in Kramsach einen geeigneten Raum als Vereinslokal zum Bauen von Krippen und zum Schnitzen zu finden. Immer wieder gab es diesbezügliche Vorschläge und Anfragen, aber es war schwierig, eine geeignete Lokalität für diese Zwecke aufzutreiben.
1999: Im Jahr 1999 organisierte der Krippenverein in Zusammenarbeit mit dem Kulturausschuss der Gemeinde Kramsach eine Ausstellung zum Gedenken an den Bildhauer Peter Madersbacher. Im Rathaussaal waren zahlreiche sakrale und profane Skulpturen, Reliefs, Kruzifixe und Krippen aus allen Schaffensperioden des Künstlers zu bewundern.
2002: Bei der Jahreshauptversammlung im März 2002 legte Werner Salzburger nach 25 Jahren Obmanntätigkeit diese Funktion zurück. Als sein Nachfolger wurde Michael Widmann gewählt, der seither dieses Amt ausübt. Hans Jaud, Krippenpfleger der Pfarrkirche Voldöpp, konnte mit Stolz berichten, dass die Fastenkrippe wieder aufgestellt wurde.
Durch den Umbau des Messnerhauses in Voldöpp bestand nun für den Verein die Möglichkeit, im Tiefparterre einen eigenen Raum einzuplanen, der in Zukunft für Krippenbaukurse, Schnitz- und Hintergrundmalkurse verwendet wird. Ein diesbezüglicher Mietvertrag wurde mit den Vertretern der Pfarre St. Nikolaus abgeschlossen.
Toni Meier und Klaus Loinger, zwei langjährige, verdiente Ausschussmitglieder des Vereins, haben ihre Werke bei mehreren eindrucksvollen Ausstellungen der Bevölkerung zur Schau gestellt. Diese beiden waren es, die sich in der jüngsten Vergangenheit als Kramsacher Krippenkünstler einen Namen gemacht haben. Aber auch zahlreiche andere Krippenfreunde beschäftigen sich im Sinne des Vereins mit Bauen, Schnitzen, Fassen von Figuren und Hintergrundmalerei.
Pepi Stubenvoll, Chronist
(leicht gekürzt aus Gemeindezeitung 2007-06)