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Das Klärwerk in Radfeld im Jahr 2008. Der »Inntalengel« vom Kramsacher Bildhauer Alois Schild thront seit 1992 über dem Klärwerk.
30.09.2008
Andreas Oberhauser

Die Kläranlage in Radfeld wird eröffnet
1991

Der Gewässerschutz war für Kramsach mit seinen Seen und der Brandenberger Ache stets ein großes Anliegen. Ein gewaltiges unterirdisches und daher beinahe unsichtbares Netz von Rohrleitungen verbindet seit einigen Jahren nahezu jedes Haus der Region miteinander. Ein aufwändiges Netzwerk von Kanalsträngen, Pumpstationen, Überlauf- und Rückhaltebecken wurde in den letzten Jahrzehnten unter enormem finanziellen Aufwand und nach ausgeklügelten technischen Methoden aufgebaut, um unsere Abwässer aufzufangen und einer Klärung zuzuführen.

Das Klärwerk in Radfeld geht in Betrieb

1991: Nach 3-jähriger Bauzeit wird das Klärwerk in Radfeld in Betrieb genommen. Eine gut 40 km lange Hauptrohrleitung sammelt in allen acht Gemeinden die Abwässer aus den Zuleitungen der Haushalte, Betriebe und öffentlichen Eirichtungen und führt sie dem Klärwerk zu.

Die Kosten für den Bau der Kanäle beliefen sich auf ca. 12 Mio Euro, und nocheinmal so viel kostete der Bau der Kläranlage.

1999: Zusammen mit dem Abwasserverband Wörgl-Kirchbichl wurde 1999 die Betreibergesellschaft ARAB (Abwasser Reinigungs Anlagen Betreibergesellschaft) mit den beiden Abwasserverbänden als Gesellschaftern ins Leben gerufen, um Geschäftsführung und Verwaltung zu straffen und Synergien zu nutzen.

Seit vielen Jahren funktioniert der moderne High-Tech-Betrieb wie am Schnürchen und ist nicht eine Stunde ausgefallen. In den Gemeinden werden Mengenmessungen vorgenommen, die Daten werden per Telefon direkt an die Steuercomputer übertragen, bereits am Laptop kann der rund um die Uhr bereit stehende Notdienst Störungen erkennen und verorten. Denn ob Schneeschmelze im Frühjahr, Dauerregen oder Trockenzeit im Sommer, – die Herausforderungen sind goß: zum einen sollen die Wassermengen stets problemlos aufgenommen werden können und zum anderen soll das Kanalsystem aber auch nie austrocknen, denn ohne Wasser wird nichts wegtransportiert.
»Jeden Tag werden uns durchschnittlich 5.000 Kubikmeter Abwasser zur Behandlung zugeführt«, erklärt DI Hans-Herbert Klein, der Geschäftsführer der ARAB. »Oder um die Menge zu veranschaulichen: das entspricht pro Jahr in etwa dem 1,5-fachen Volumen des Reintalersees!«

2004: Brandenberg wurde als achtes Mitglied im »Abwasserverband Brixlegg und Umgebung « aufgenommen.

Wozu dieser gewaltige Aufwand?

Seit Jahrhunderten hat der Mensch seine Abwässer einfach im Boden versickern lassen, warum geht das heute nicht mehr? Mit dem Aufkommen von Industrie und Gewerbe, dem unaufhörlichen Ansteigen der Besiedlungsdichte und dem Einsatz zahlreicher synthetischer »Hilfsmittel« in Betrieben und Haushalten, explodierte zum einen der Wasserverbrauch und zum andern enthält das »moderne Abwasser« zahllose neue Schadstoffe, mit denen unsere Flüsse und Seen nicht mehr klarkommen. Man hat erkannt, dass wir mit dem Wasser die Grundlage unseres Lebens zerstören!

Wie funktioniert die Reinigung?

»Nachdem das Abwasser durch Filtern und Absetzen – sozusagen mechanisch – vorgereinigt wurde, kommt der biologische Teil der Behandlung: Wir sind im Grunde ein Bauernhof, nur halten wir statt Kühen zahlreiche Kleinstlebewesen als Nutztiere«, erklärt DI Hans-Herbert Klein.

Und weiter: »Für diese Kleinstlebewesen sind die organischen Verschmutzungen im Wasser »Futter«, sie nehmen diese auf und reinigen dadurch das Wasser. In einem einzigen Tropfen Wasser können bis zu einer Million dieser nützlichen Bakterien enthalten sein! Diese Mikroorganismen sind aber keine Zauberer und zudem recht empfindlich: Sie brauchen viel Sauerstoff, der den Belebungsbecken ständig zugeführt werden muss und sie reagieren sensibel auf Änderungen des pH-Werts, der Temperatur oder auf giftige Stoffe. Das bedeutet, dass auch eine Kläranlage nicht alles verdauen kann!«

Auf eine kurze Formel gebracht: Alles, was durch den Menschen ins Wasser rein kommt, muss wieder raus! Und das kostet Geld. Und je verschmutzter unser Abwasser ist, desto aufwändiger sind die notwendigen Reinigungsprozeduren und desto mehr Geld wird es kosten! Und noch etwas: Alles, was Kläranlagen nicht aus dem Wasser entfernen können, landet letzten Endes in unseren Flüssen, Seen und Meeren.

Gewässerschutz beginnt also letztlich bei jedem einzelnen von uns. Verheerende Schäden richten z. B. technische Öle oder Medikamente an. Seit man genauer sucht, findet man im Wasser Antibiotika, synthetische Östrogene der Antibabypille, Schmerzmittel u.v.m. Die Folgen für Umwelt und Gesundheit lassen sich noch kaum abschätzen. Um hier Aufklärungsarbeit zu leisten, freut sich DI Hans-Herbert Klein über jede Schulklasse, die ihn besucht und die er gern durch den Vorzeigebetrieb führt.


Autor:
Andreas Oberhauser
Kategorien:
Quellen:
Gemeindezeitung 2009-01

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