1. Die Vermutung von Heinz Mantl sen.
Erste Siedler könnten sich um 1000 v. Chr. in Kramsach beim Troadl niedergelassen haben.
1974: Auf Anregung von Julius Joppich, den Mantl als »erfahrenen Feldforscher« beschreibt, wurde im Juni 1974 eine Begehung des Geländes auf dem »Troadl«, oberhalb des Bauernhofes beim Pulverer (Fritz Volland), durchgeführt.
Durch die Bodenformation, wallförmige Aufschüttungen, erkennbare Mauerreste und Bestimmung von Wüstungspflanzen kam Joppich zu dem Schluss, hier ein »Refugium aus der Urnenfelderzeit« (1300–800 v. Chr.) erkannt zu haben.
An »Wüstungspflanzen« bzw. »Siedlungsanzeigern« wurden gefunden:
»Waldvögelein großblütig, Iris, Segge, sehr viel Buche, Minze, Hundswürger bzw. Schwalbwurz, Waldmeister, gemeiner Seidelbast, Brennessel, Glaskraut, Bingelkraut, Immergrün« (Mantl)
1976: Zwei Jahre später, im Juni 1976, kam es zu einer Versuchsgrabung, bei der in 35 cm Tiefe im Lehm handgefertigte Keramikscherben aus der Urnenfelder- oder Spätbronzezeit (1300–800 v. Chr.) gefunden wurden. Der Aushub betrug 50 x 45 cm.
Beschreibung des Fundes durch Heinz Mantl:
Keramikscherben schwarzgebrannt, 2 Scherben, sowie eine in 3 Stücke zerbrochene Scherbe.
Datierung: Um 1000 v. Chr.
Länge: 62 mm
Breite: 10 mm
Besitzer: Heinz Mantl
2. Ca. 1969: Die Pollenanalyse im Toteisloch hinter dem Krummsee
Im Toteisloch zwischen Krummsee und Windhaghof wurde in den späten 1960er Jahren eine Pollenanalyse durchgeführt:
»Jahr für Jahr werden von den Pflanzen Unmengen von Pollenkörnern erzeugt und ausgestreut. Dieser Pollenstaub kann nur zum allerkleinsten Teil seine Aufgabe, die Befruchtung der Samenanlage der Blüten, erfüllen. Der größte Teil sinkt auf den Boden nieder und zerfällt. Nur wenige Pollenkörner haben das Glück und gelangen in Moore oder Seen und werden dort in den Ablagerungen luftdicht eingeschlossen und vor dem Zerfall bewahrt. Diese können dann, da ja die Ablagerungen nach obenhin zunehmen, als Zeugen einer vergangenen Vegetation dienen. (…) Mit Hilfe eines Hiller’schen Kammerbohrers wurde ein 690 cm langes Profil ungefähr in der Mitte des Moores erbohrt.« (Sigmar Bortenschlager, in »Das Buch von Kramsach«, S. 21)
Bortenschlager deutet die Ergebnisse dieser Untersuchungen folgendermaßen: »Sammler und Jäger waren bestimmt schon in früherer Zeit im Inntal, aber die ersten, pollenanalytisch feststellbaren Spuren von menschlicher Siedlungstätigkeit treten in der Gegend von Kramsach um ca. 2000–1500 v. Chr. auf. Um diese Zeit wurden die Menschen in dieser Gegend seßhaft und trieben Ackerbau und Viehzucht. Das geht sehr deutlich aus der starken Zunahme der Getreide (Cerealia)- und Graskurve (Gamineae) hervor.
Die ersten Spuren des Getreidebaues stammen vom Roggen. Beim richtigen Getreideanbau in dieser Gegend aber gab es neben dem Roggen, der immer dominierte, auch schon den Weizen. Es waren aber noch altertümliche Sorten, der Emmer, Spelz und Eicher. Die Gerste tritt erstmals in 70 cm Tiefe, wahrscheinlich kurz vor der Römerzeit auf, verschwindet aber wieder in jüngeren Schichten.« (S. 24)
3. Ca. 1998: Die pollenanalytischen Untersuchungen am Frauensee
Im Jahr 2015 wurden in der Veröffentlichung des Forschungsbandes »6000 Jahre Brixlegg« (herausgegeben von Melitta Huijsmans) die sensationellen Funde am Brixlegger Mariahilfbergl vorgestellt, die eine Besiedlung für das Mariahilfbergl bereits um 4000 v. Chr. belegen. Huijsmans spricht von einer frühen »Kupferverhüttung und Besiedlung am Beginn der Kupferzeit (spätes 5. Jahrtausend)« in diesem Raum (ebd., S. 29)
In diesem Band werden auch die Ergebnisse einer pollenanalytischen Untersuchung am Kramsacher Frauensee in den späten 1990er Jahren von Carolina Walde vorgestellt:
Um -4000: Es finden sich nun »auch Siedlungszeiger wie Beifuß (Artemisia), Gänsefußgewächse (Cheno-podiaceae), Sauerampfer (Rumex), Spitzwegerich (Plantago lanceolata) und Brennnessel (Urtica) gemeinsam mit Wacholder (Juniperus) und Adlerfarn (Pteridium aquilinum) auftreten. Diese Auflichtungen der Wälder auf der Angerbergterrasse erfolgen also durch menschliche Aktivität. Wegen des Vorkommens von Weideunkräutern wie Wacholder (Juniperus) und der erhöhten Gräserwerte (Gramineae) ist eine Waldweidenutzung in Betracht zu ziehen. Der Beginn dieser Phase menschlicher Aktivität ist durch ein Radiokarbondatum von 5255 ± 43 BP (4218–3934 v. Chr.) erfasst und lässt sich mit der Siedlungstätigkeit auf dem Mariahilfbergl korrelieren.« (S. 101)
»Eine deutliche Rodung im Einzugsgebiet des Frauensees ist um 4000 v. Chr. nachgewiesen. Fichte (Picea), Kiefer (Pinus) und Tanne (Abies) gehen deutlich zurück. Auch die Gräser (Gramineae), Weidezeiger (Juniperus) und Siedlungszeiger (Plantago lanceolata Typ) breiten sich in der Anfangsphase dieser Rodung aus« (S. 102)
Insgesamt kann aufgrund der pollenanalytischen Daten aus dem mittleren Inntal eine erhöhte Siedlungstätigkeit im Mittelneolithikum festgestellt werden. Im 10 km östlich auf dem Angerberg liegenden Lindenmoos sind die ersten anthropogenen Eingriffe um 3800 v. Chr. erfasst und dauern ungefähr 200 Jahre an. Diese frühe menschliche Besiedlung im Wörgler Raum wird durch Untersuchungen im Kirchbichler See bestätigt.
Anhand des Auftretens von Getreidepollen (Cerealia) im Profil Frauensee ist ein Kulturpflanzenanbau auf der Angerbergterrasse bis um 3300 v. Chr. belegt (…). Im Anschluss daran hört die menschliche Aktivität auf und setzt erst wieder am Ende der Frühbronzezeit (um 1800 v. Chr.) ein. (S. 103)
Dieses Abreissen menschlicher Aktivität könnte mit dem 2. Pletzachbergsturz in Zusammenhang stehen. (siehe Der zweite Pletzachbergsturz)
»Erster Getreideanbau auf der Angerbergterrasse ist anhand von Getreide-Pollen (Cerealia) um 3600 v. Chr. nachgewiesen und lässt sich ebenfalls durch Radiokarbondaten mit der neolithischen Siedlung auf dem Mariahilfbergl korrelieren. Aufgrund der Großrestfunde aus den neolithischen Kulturschichten dürften Emmer (cf. Triticum dicoccum), Spelzgerste (Hordeum vulgare) und Nacktweizen (Triticum aestivum/durum/turgidum) sowie Erbse (Pisum sativum) angebaut worden sein.
Auffällig ist hingegen das Vorkommen von Nacktweizen (Triticum aestivum/durum/turgidum) in den beiden Fundstellen aus den Alpen, wogegen dieser in Bayern nicht beobachtet werden konnte. Nacktweizen ist vor allem im Jung- und Endneolithikum des Schweizer Alpenvorlandes und des Bodensees häufig. Er gilt als Kulturelement der Kupferzeit und wird als mediterraner Einfluss auf die Kulturen Südwestdeutschlands und der Schweiz aufgefasst.« (ebd.)