Die Glastradition in Böhmen
1870 gab es in Tirol 5 Glashütten. Das Zentrum der (europäischen) Glasindustrie lag aber in Böhmen: dort gab es zur selben Zeit 82 Glashütten und Tausende Glasveredelungsbetriebe. Und dort, im böhmischen Städtchen Steinschönau, wurde 1856 auch die erste Schule für Glaserzeugung und -verarbeitung errichtet. Diese »kann auch als Vorgängerin der Glasfachschule Kramsach angesehen werden« (Walter Altrichter, S. 295)
Die Ereignisse von 1918, 1938 und 1945
1918, mit dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, wurde diese Schule als »Deutsche Staatsfachschule für Glasindustrie« nun Prag unterstellt.
1938 annektierte Hitler das Sudetenland und die Schule wurde zur »Staatsfachschule für Glasindustrie«.
1945, nach der Niederlage des Deutschen Reichs im Zweiten Weltkrieg, kam das Sudetenland zur damaligen Tschechoslowakei – »am 20. Juni 1945 musste die Bevölkerung von Steinschönau ihre Heimat verlassen. Auch die Fachschule gehörte damit der Vergangenheit an« (Altrichter, S. 296)
Der ehemalige Direktor der Schule in Steinschönau, Alfred Dorn, sowie C.V. Rettl und Hans Harald Rath (Inhaber der Glasraffinerie I.&L. Lobmeyer) fassten den Plan, die Schule in Österreich wieder zu errichten – und da kam der Standort Kramsach mit seiner jahrhundertealten Tradition des Glasmachens (die Glashütte wurde 1933 stillgelegt) ins Gespräch.
Die Glasfachschule in Kramsach
Zunächst wurde eine Fortbildungsschule in Rattenberg eingerichtet: Ein kleiner Raum, »kahl, ohne Einrichtung, ohne Licht und zum Teil ohne Fensterscheiben« (ebd.) wurde am 5. November 1946 von Landesschulinspektor Josef Egg als »Fortbildungsschule für glasveredelnde und verwandte Gewerbe« eröffnet.
Gleichzeitig wurden Planungs-, Vorbereitungs- und Bauarbeiten in Kramsach zur Errichtung einer Glasfachschule durchgeführt und am 10. Jänner 1948 nahm sie als »Berufsschule für das glasverarbeitende und glasveredelnde Gewerbe« ihre Tätigkeit auf: »In die erste Fachschulklasse waren 15 Schüler eingetreten, von denen 8 aus Kramsach, die restlichen aus der Umgebung und aus Innsbruck stammten« (ebd., S. 297)